- Gruppendiskussion
- Gruppendiskussion,unter Einwirkung der dynamischen Struktur einer Gruppe stattfindender Prozess der Meinungsäußerung und -bildung, meist über ein vorher festgelegtes Thema, der eine Methode der empirischen Sozialforschung zur Ermittlung von Einstellungen, Werthaltungen und Bewusstseinsinhalten darstellt. Die Gruppendiskussion hat als explorative Methode meist den Charakter einer Voruntersuchung und dient v. a. der Erkundung der Variationsbreite, Struktur und Überzeugungsstärke von problemgeladenen, umstrittenen oder gar tabuisierten Meinungen und Einstellungen, die infolge der Wechselwirkung miteinander kommunizierender Personen eher geäußert werden als bei einer Einzelbefragung. Außerdem lassen sich Einsichten in die Prozesse der Meinungsbildung im Rahmen sozialer Gruppen gewinnen. Zugleich begrenzen aber die gegenseitigen Beeinflussungen und der normative Druck der Gruppe die Möglichkeit, anhand der gewonnenen Ergebnisse zuverlässig auf individuelle Meinungen und Einstellungen des einzelnen Diskussionsteilnehmers schließen zu können. Durch kleine, möglichst homogen zusammengesetzte Gruppen kann das Problem der »Schweiger« verringert werden. Der Diskussionsleiter nimmt hinsichtlich des Diskussionsinhalts eine zurückhaltende Rolle ein. Die Gruppendiskussion wird auch im pädagogischen, massenkommunikativen und politischen Bereich (z. B. Podiumsdiskussion), in der Sozialarbeit und der Psychotherapie (Gruppentherapie) praktisch eingesetzt.W. Mangold: Gegenstand u. Methode des G.-Verfahrens (1960);M. Niessen: G. (1977).
Universal-Lexikon. 2012.